Es werden folgende Abflussprozesse unterschieden:
- Hortonische Oberflächenabflussprozesse (Overland Flow, HOF) : Horton ging davon aus, dass Oberflächenabfluss entsteht, wenn die Niederschlagsintensität die momentane Infiltrationsrate des Bodens übersteigt (Infiltration Excess Overland Flow). Dies ist vor allem bei undurchlässigen oder schwach durchlässigen Böden der Fall. Hier werden in der Folge sofortiger (HOF 1) und verzögerter (HOF 2) Hortonischer Oberflächenabfluss unterschieden.
- Gesättigter Oberflächenabfluss (Saturated Overland Flow, SOF) : Diese Form des Abflusses entsteht, wenn nach Sättigung des Bodenprofils dessen Speicherkapazität erschöpft ist. Böden, die rasch gesättigt sind, lösen SOF 1 aus, Böden mit größerem Sättigungsdefizit SOF 2 oder SOF 3. Jede weitere Wasserzugabe fließt unabhängig von der Niederschlagsintensität oberflächlich ab.
- Fließprozesse im Boden (Subsurface Flow, SSF) : Drchdringt das Niederschlagswasser die Oberflächenschicht und dringt es in den Boden ein, so kann das Wasser in der Bodenmatrix gespeichert werden, oder es sickert bis zu einem Grundwasserkörper. Das Wasser bewegt sich kapilar in den Poren der Bodenmatrix oder nichtkapillar in größeren Makroporen. In gut durchlässigen Bodenhorizonten über weniger oder nicht durchlässigen Horizonten kann lateraler Abfluss entstehen. Auch Grundwasser kann unter gewissen Umständen zum Abfluss beitragen, wenn eine "ungehinderte" Verbindung zwischen Oberfläche, Grundwasser und Vorfluter besteht.
- Tiefenversickerung (Deep Percolation, DP) : In den Boden infiltriertes Wasser kann, sofern die geologischen Unterlage druchlässig ist, in diese weitersickern.
Je nach Intensität und Einfluss auf die Hochwasserentstehung werden die Abflussprozesse aufgrund der Reaktionszeit und des Ansprechverhaltens des entstehenden Abflusses in drei Klassen der Abflussreaktion eingeteilt:
- sofortig (Stufe 1)
- leicht verzögert (Stufe 2)
- stark verzögert (Stufe 3)
Die Intensitätsstufung gilt nur innerhalb einer Prozessgruppe und ist zwischen den Gruppen nicht vergleichbar.
Je nach ihrer Stärke werden die Abflussprozesse in fünf Abflusstypen eingeteilt. Die Stärke der Abflussbildung wird mittels Abflussreaktionskurven angegeben, die den Anteil des abfließenden Nederschlages in Abhängigkeit der Niederschlagssumme beschreiben.
Abflusstyp: | Prozesse: |
1 |
HOF, SOF1 |
2 |
SOF 2, |
3 |
SSF 2 |
4 |
SOF 3, SSF 3 |
5 |
DP |
(Scherrer AG, 2004)
Für die Darstellung der Prozess- und Abflusstypen wurde die überarbeitete modifizierte Bodenhydrologische Karte der Nahe verwandt. In ihr sind die Ableitungen aus der Bodenschätzung in Bezug auf das Verschlämmungspotential integriert.
Areale mit hohem Verschlämmungspotenial ersetzen beim Auftreten die Prozesse der Bodenhydrologischen Karte. In der modifizierten Bodenhydrologischen Karte werden Flächen mit HOF 2 gekennzeichnet, wenn über die Auswertung der Bodenschätzung die Verschlämmungsklasse hoch oder sehr hoch erreicht wird und die Hangneigung für Abflussprozesse ausreichend eingeschätzt wird. Grundsätzlich beibt anzumerken, dass lediglich ein "Verschlämmungspotzential" beschrieben wird.
Die Verschlämmung von Böden ist von vielen Faktoren abhängig, z.B. Bedeckung, Bodenart, Garezustand, Vorbehandlung, Tropfengröße, Aufprallgeschwindigkeit der Tropfen. Die Ausweisung von "HOF2"-Flächen ist daher als Potential zu verstehen, das durch intensive Niederschläge abgerufen werden kann.
Die Auen werden nach ihrer durchgängigen Breite in schmale und breite Auen untergliedert. Breite Auen haben Durchmesser ab ca. 150-200 m und werden mit Hilfe der Bodenschätzung der Finanzämter und der Wasserstufen nach SOF 1 bis 3 bewertet. Schmale Auen werden druchgehend mit "SOF 2" bewertet.
Es wird davon ausgegangen, dass die Verbreitung von Pseudogleyen und Moorböden (Bruch) daran gekoppelt ist, dass das Bodenwasser sich nicht schnell bewegen kann, sonder lange am Standort verbleibt. Insofern müssen sie eher als Retentionsräume angesehen werden, die entsprechend langsame Prozesse aufweisen. Es erfolgt eine Differenzierung je nach Hangeneigung und Nähe zum Vorfluter.
Aus der Bodenschätzung wurden alle Wege entfernt.
(Soilution GbR, 2007)